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Fürchte, was du siehst

Kriminalroman

Erschienen am 25.08.2006
Auch erhältlich als:
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783810520272
Sprache: Deutsch
Umfang: 413 S.
Format (T/L/B): 3.3 x 22 x 14.6 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Sie lächelt, als ihr Liebhaber sie im Morgengrauen alleine lässt. Sie weiß noch nicht, dass sie sich niemals wiedersehen werden. Und dass die Hände, die sie als nächstes berühren, sie töten werden. Jäh wird die Idylle in dem kleinen Ort Point Pleasant am malerischen Ohio River zerstört, als die Leiche von Julianna Brent gefunden wird. Sie war eine wunderschöne Frau, der kein Mann widerstehen konnte. Wurde ihr das jetzt zum Verhängnis? Als Adrienne Reynolds, ihre Jugendfreundin, ahnt, dass in Point Pleasant noch einige Rechnungen offen sind...

Autorenportrait

Carlene Thompson wurde 1952 in Parkersburg, West Virginia, geboren. Sie unterrichtete englische Literatur an der Universität von Rio Grande in Ohio. Im Fischer Taschenbuch Verlag sind sämtliche Romane von ihr lieferbar. Carlene Thompson lebt heute als freie Schriftstellerin in West Virginia.

Leseprobe

Julianna Brent räkelte sich träge auf den kühlen Satinlaken und stieß in erinnerter Lust ein kleines wohliges Stöhnen aus, ehe sie die bernsteinfarbenen Augen öffnete. Durch einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen zeigte sich Kobaltblau. Es war noch nicht Morgen, doch bald würde sich öde Helligkeit über die Welt breiten und der Romantik den Garaus machen. Ihr kam ein Lied in den Sinn, mit dem ihre Mutter sie in den Schlaf gesungen hatte, als sie noch klein war, und sie summte die Melodie vor sich hin. Julianna lächelte und sog tief den Jasminduft der Kerzen ein, die rings um das Bett brannten. Sie liebte den Duft von Jasmin und freute sich am Funkeln der Flammen auf den kristallenen Kerzenhaltern. Sie nahm das bauschige Kopfkissen und begrub ihr Gesicht darin. Sein Geruch hing noch im Bezug, ein klarer, aufregend männlicher Geruch, der ihr hundert romantische Szenen in Erinnerung rief, ihren Körper wieder zum Leben erweckte; dabei war sie müde, sollte längst zu Hause sein. Aber sie wollte nicht zurück in die Einsamkeit. Sie wollte hier liegen bleiben und die frühmorgendliche Ekstase auskosten, als wäre es das letzte Mal. Ein Schauer überlief sie. Das letzte Mal? Wie kam sie ausgerechnet jetzt auf diese unseligen Worte? Eine böse Vorahnung? Sicher nicht. Julianna glaubte nicht an Vorahnungen; und die Angst, ihn nie mehr wiederzusehen, war schlicht grotesk. Also kein böses Omen. Keine böse Vorahnung. Das waren Begriffe aus dem Wortschatz ihrer Mutter, beschrieben deren Überzeugungen. Nein, der Satz war nur eine ... Eine Warnung. Ja, eine Warnung. Schließlich waren außereheliche Beziehungen grundsätzlich heikel, und diese ganz besonders, denn sie konnte nicht nur die Frau ihres Geliebten unglücklich machen, sondern auch ihr selbst gefährlich werden. Deshalb war unbedingte Vorsicht geboten, und dass sie noch immer in diesem Bett lag, obwohl draußen schon der Morgen graute, war alles andere als vorsichtig. Doch Julianna war erschöpft. Satt, aber erschöpft. Der gestrige Tag war lang, ermüdend und enttäuschend gewesen. Sie hatte sich nur wenige Stunden ausruhen können, bevor sie hierher gekommen war, um sich mit ihm zu treffen. Nur noch ein klein wenig schlafen ... Julianna wurden die Lider schwer. Und wenn sie sich noch ein bisschen ausruhte? Was wäre dabei? Das Hotel stand leer, es war seit knapp einem Jahr geschlossen. Außer Claude Duncan, dem Hausmeister, wohnte kein Mensch hier, und der konnte von Glück sagen, wenn er bis zum Vormittag seinen Rausch ausgeschlafen hätte und imstande wäre, ein paar lustlose Runden zu drehen. Julianna hörte nicht, wie die Zimmertür sich leise öffnete. Sie merkte nicht, dass sich jemand heimlich über den hellblauen Teppich vors Bett schlich und auf sie herunter starrte ¿ auf das kastanienbraune Haar, das sich üppig über die Kissen ergoss, den samtigen Teint, die rundlichen Schultern und vollen Brüste. Hass loderte in diesen Augen, Hass, der mit jeder Sekunde bösartiger wurde. Tief in Juliannas Hirn flackerte ein Warnsignal auf. Sie öffnete die Augen. Ihre Lippen teilten sich, doch die Überraschung verschlug ihr die Stimme. Angstvoll fuhr sie auf, riss die Hände nach oben, als könne sie so das Böse, das ihr drohte, abwehren. Sie sah noch, wie ein Arm zum Nachttisch neben ihr griff. Im selben Moment, ehe sie auch nur einen Laut von sich geben konnte, krachte eine Keramiklampe auf ihren Kopf. Sie fiel zurück aufs Kissen. Bewusstlosigkeit bewahrte sie gnädig vor dem Grauen, das folgte. Fünf Minuten später sah sich Juliannas Angreifer im Zimmer um. Er starrte ein paar Minuten voller Genugtuung auf die reglose Schönheit, ehe er aus dem Zimmer glitt.